Angkor-Wat | Tempelstadt | Tempelanlage

Angkor-Wat


Im frühen 12. Jahrhundert wurde nach über 60 Jahren Unruhe Suryarvarman II. (Reg. 1113 - ca. 1150) neuer Herrscher. Er eroberte das im heutigen östlichen Burma liegende Mon-Reich und den Süden Thailands bis in das heutige Malaysia. Auch die Erzfeinde, die Cham, wurden in mehreren Kriegszügen besiegt und Gebiete des heutigen nördlichen Vietnam gelangten unter der Herrschaft Angkors. Zudem wurde das Gebiet des heutigen Laos ebenfalls unterworfen.
Er ließ in einer damals rekordverdächtigen Zeit von etwa 37 Jahren den größten Tempel Angkors bauen: Angkor Wat. Diese, von einem gewaltigen Wassergraben umgebende Tempelanlage, markiert den Höhepunkt des Khmer-Reiches Angkor. Sie wurde aus Sandstein erbaut. Die fünf Türme des Tempels sind wie eine Lotusblüte angeordnet. Die Lotusblüte ist im Hinduismus ein heiliges Symbol. Der höchste Turm erreicht eine Höhe von 65 Metern. Markant ist außerdem die Art der Wandreliefs des Tempels. Vielfach sind dort Tänzerinnen, sogenannte Apsaras dargestellt, die in der hinduistischen, aber auch in der buddhistischen Religionslehre eine große Rolle einnehmen. Das gesamte Areal des Tempels misst etwa 1,5 Km in der Länge und 1,3 Km in der Breite. Der Wassergraben ist ca. 190 Meter breit, durch Verlandung an manchen Stellen 170 Meter. Im Umland des Tempels entstand die gleichnamige Stadt. Auch wenn von den Gebäuden praktisch nichts mehr erhalten blieb, da aus Stein nur die Tempel, Wehranlagen und nur in Ausnahmefällen andere Gebäude erbaut werden durften, lässt doch das Umland des Tempelkomplexes erahnen, dass diese Stadt gigantische Ausmaße gehabt haben muss. In dieser Zeit dürfte alleine nur der Ballungsraum Angkors von etwa einer Million Menschen bewohnt gewesen sein. Auch die Gesamtbevölkerung stieg wegen den Eroberungen stark an.


Suryarvarman II. wollte das gesamte Reich der Cham erobern und plante einen Feldzug gen Champa. Vermutlich starb er aber um 1150 bei dieser Aktion. Die folgenden Jahre wurden durch Unruhen erschüttert, welche Angkor stark schwächten. Dies bewirkte, dass die Geinde Angkors, in erster Linie die Cham, stärker wurden. Das Ende Angkor Wats wurde im Juni 1177 besiegelt, nachdem die Cham die Truppen Angkors auf dem Tonle Sap See besiegten, den Herrscher Tribhuvanaditya töteten und Angkor ihrem Reich angliederten. Dabei wurde auch die Hauptstadt geplündert und viele Bewohner flohen in den heutigen Norden Kambodschas wohin die Cham nicht gelangten.


Welchen Zweck der Tempel Angkor Wats eigentlich erfüllte ist strittig. Die These, dass es sich um einen herkömmlichen Sakralbau handelt, wird heute weitgehend in Frage gestellt, weil der Haupteingang entgegen der anderen Tempel nach Westen zeigt. Es ist heute bekannt, dass die in Angkor vorherrschende Religion des hinduistischen Shivaismus, der auch die Oberschicht angehörte, ihre Tempel eher nach Osten ausrichtete. Der Vishuismus, zu dem sich manche Herrscher (auch Suryarvarman II.) bekannten, sowie der vom einfachen Volk praktizierte Buddhismus, bauten die Tempel zwar auch nach Osten, die Totenstätten aber nach Westen. So wird der Tempel Angkor Wats gar als riesiges Grabmal Suryarvarmans II. angesehen, obwohl aber bisher kein Grab gefunden werden konnte. Dies ist auch von daher möglich, da die Herrscher Angkors sich als eine Art Erfüllungsgehilfe der Götter ansahen, ja sich sogar als direkte Abkömmlinge der Götter betrachteten.
Leicht verwirrend ist zudem der Baustil des Tempels. Manche Forscher meinen gar, dass der tempel erst etwa 100 Jahre nach der Regentschaft Suryarvarmans II. erbaut wurde. Dies ist aber unwahrscheinlich, da viele Inschriften und Reliefs des Tempels nahezu eindeutig auf Suryarvarman II. hindeuten.
Nach dem Niedergang Angkors im 14. Jahrhundert war Angkor Wat einige Zeit praktisch unbenutzt und erlitt durch das tropische Klima und der Vegetation, einige Schäden. Außerdem wurde das heutige Kambodscha im 15. Jahrhundert von den Siamesen (den heutigen Thais) geplündert und diese machten auch vor Angkor Wat nicht Halt. Ein weiterer Grund war zudem, dass die Bevölkerung, beeinflusst von China und Siam, den Buddhismus annahm. Eine Religion einer Minderheit wurde zur Volksreligion. Somit wurden die eher hinduistisch ausgerichteten Bauwerke Angkors nicht mehr beachtet, gerieten sogar fast in Vergessenheit.


Erst Mitte des 16. Jahrhunderts machten einige Mönche die Tempel Angkors, allen vor ran die des mächtigen Ankgor Wats zu buddhistischen Heiligtümern. Sie fertigten bis weit in das 18. Jahrhundert hinein neue Schrifttafeln und Reliefs an und wandelten diesen Tempel zu einem buddhistischen Wallfahrtsort um. In der Tat sind auch heute noch neben den unzähligen Touristen auch viele Mönche unter den Besuchern dieser Tempelanlage.


Wie bedeutend der Tempel Angkor Wats für die Bevölkerung Kambodschas ist, zeigt alleine die Tatsache, dass der Tempel auf Briefmarken und Geldscheinen des Landes abgebildet ist. Selbst die Roten Khmer, überzeugte Kommunisten und erbitterte Gegner sämtlicher religiöser Bekenntnisse, hatten eine goldene Silhoutte des Bauwerks in der damaligen kambodschanischen Flagge. Auch die heutige Flagge des Königreichs Kambodscha beeinhaltet ein Abbild Angkor Wats. Sogar eine Fluggesellschaft War nach Angkor benannt. In vielen Stiftungen und Vereinen des landes findet sich der Name. Die Regierung Kambodschas ist deshalb bestrebt, die einzigartigen Kulturdenkmäler Angkors, aber vor allem Angkor Wats zu restaurieren und so der Öffentlichkeit und nachfolgenden Generationen zu erhalten.